Perspektivwechsel

Als Maria den anderen erzählt, dass sie sich auf der Silvesterfreizeit taufen lassen möchte, reagieren sie verwundert. Sie haben erwartet, dass Maria schon längst getauft wurde. Seit zwei Jahren geht Maria zu Kirche in Aktion und durfte auch schon von klein auf sehen, was es heißt, Gott von ganzem Herzen zu dienen, da sie in einer christlichen Familie aufwuchs und ihre Eltern ihr tolle Vorbilder sind.

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Auch wenn sie schon immer fest daran glaubt, dass Gott real ist, kann sie sich nicht überwin- den, den Schritt zu gehen und sich taufen zu lassen. Sie ist der Überzeugung, dass sie nicht gut genug ist für die Taufe. Deshalb kommt es ihr anmaßend vor, sich taufen zu lassen. Oft denkt Maria, dass sie Gott vorher noch viel mehr in ihre Lebensbereiche hinein sprechen lassen müsste. In manchen Situationen ist sie nicht in der Lage, Gottes Willen zu tun und hat deswegen das Gefühl, dass Gott enttäuscht von ihr sein muss.

Vor kurzer Zeit hörte sie dann die Aussage “Gott freut sich, wenn er dich sieht.”

EINE AUSSAGE, DIE AUF DEN ERSTEN BLICK VIELLEICHT BANAL ERSCHEINT, ABER MARIA IN VIELERLEI HINSICHT BEWEGT UND IHRE VORSTELLUNG VON EINEM ENTTÄUSCHTEN GOTT DURCHEINANDER WIRFT.

Je mehr sie darüber nachdenkt, des- to mehr Sinn macht dieses Bild von einem sich freuenden und liebenden Gott für sie. Die Beziehung zu ihren Nichten macht ihr daraufhin noch deutlicher,

dass Gott seine Kinder wie ein Vater liebt und sich wirklich freut, wenn er sie sieht. Maria beginnt zu verinnerlichen, was es bedeutet, dass Gott einen liebt, egal was man macht.

Wenn eine ihrer Nichten sich zum Beispiel aus einer Leichtsinnigkeit heraus verletzen würde, würde Maria sie auch nicht sich selbst überlas- se. Nein, Maria würde sie in den Arm nehmen, sie trösten, mit ihr gemeinsam leiden und sie versorgen. Und so ist auch Gott. Er kennt uns und unsere Fehler, er kennt unser Innerstes, unsere Herzen und hat sich entschieden, uns trotzdem oder gerade deswegen zu lieben. Dieser Perspektivwechsel gibt Maria Mut. Sie hat sich ihrer Meinung nach zwar nicht zu einem viel besseren Menschen gewandelt, aber sie kann nun sehen und verstehen, dass Perfektionismus nicht der Maßstab der Taufe ist. Und deswegen lässt sie sich auf der Silvesterfreizeit 2018 tau- fen und bekennt öffentlich, dass sie ein geliebtes Kind Gottes ist.

Nicht ich habe mich verändert, sondern Gott hat mir gezeigt, wie sein Wesen ist und das habe ich verstanden. Und deswegen wollte ich vor der Sichtbaren und unsichtbaren Welt bekennen, dass ich zu Jesus gehöre.”
— Maria
GeschichteRobert Stoesser