Stefanie Volz - Den Tiefpunkt hinter sich lassen

 
 

_DU HAST EIN PROJEKT IN KOOPERATION MIT DEM HAUS METANOIA. WIE SEHEN DIE EINSÄTZE BEI DEINEM PROJEKT AUS?

Wir gehen einmal in der Woche ins Haus Metanoia und geben dort einen Deutschkurs. Inzwischen haben sich daraus Beziehungen entwickelt. So waren wir zum Beispiel auch schon zu einem Grillfest eingeladen oder bei einer Taufe.

_WARUM LIEGT DIR DEIN PROJEKT AM HERZEN?

Im Haus Metanoia leben Menschen, die einen (oder den) Tiefpunkt in ihrem Leben erlebt haben. Ziel ist es, dass sie wieder zurück ins Leben finden und in der Lage sind, alleine im Leben zurecht zu kommen. Dabei möchte ich ihnen helfen. Die Bewohner des Hauses sind ganz tolle Menschen, die eine zweite Chance verdient haben.

_HAST DU SCHON MAL EHRENAMTLICH PROJEKTE GELEITET?Bisher habe ich immer mit Kindern gearbeitet. Neben dem Aspekt, etwas bewirken und anderen Menschen helfen zu wollen, empfinde ich es für mich selbst auch immer wieder unheimlich bereichernd. Ich komme aus meinem eigenen Alltag heraus und bin für eine Zeit „voll da“, wo ich mitarbeite. Obwohl ich manchmal vorher vielleicht keine Lust habe, fühle ich mich danach immer besser als vorher.

Ich habe im Haus Metanoia nochmal neu gelernt, dass es unheimlich wichtig ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Es gibt nicht nur „schwarz oder weiß“. Wir haben so viele Gaben und so viele Ressourcen, die wir sinnvoll ein- setzen können. Wir sollten das nicht für uns behalten. Wenn man Menschen mit einem offenen Herzen begegnet und sich darauf einlässt, sie kennenzulernen, sich ihre Geschichte anzuhören, aber sie nicht danach zu bewerten, dann öffnen sich so viele Türen. Der eigene Horizont wird er- weitert und man bekommt soviel zurück, was sich auch auf das eigene Leben auswirkt.

_WAS SIND DIE NÄCHSTEN SCHRITTE FÜR DEIN PROJEKT?

Da wir merken, dass die Beziehung zu einzelnen Gästen immer stärker wird, wollen wir darauf stärker aufbauen. Wir möchten mit den Menschen dort Zeit verbringen, ihnen zeigen, dass sie uns wichtig sind und wir auch nach abgeschlossener Therapie noch für sie da sein wollen. Ich wünsche mir, dass noch mehr Menschen Lust haben, dort mitzuarbeiten.

_WER KANN BEI DEINEM PROJEKT MITMACHEN?

Grundsätzlich jeder. Man muss sich auf Menschen einlassen können, die bisher ein anderes Leben geführt haben als man selbst. Man muss fähig sein, sein Gegenüber so zu nehmen, wie er/sie ist und nicht nach der Vergangenheit schauen oder über den Menschen „zu richten“.

_WIE WÜRDE DAS AUSSEHEN UND WAS MUSS MAN MITBRINGEN?

Am coolsten wären kreative Menschen, die sich mit ihren Fähigkeiten einbringen möchten und Ideen haben. Man könnte einen Nähkurs anbieten, einen Musikabend organisieren, zum Sport einladen, einen PC-Kurs anbieten etc.

Ich möchte ein größeres kreatives Angebot schaf- fen. Der Deutschkurs ist nur ein kleiner Teil davon. Ich hoffe in drei Jahren mit den jetzigen Gästen zusammenzusitzen und darüber zu lachen, was wir schon alles erlebt haben und zu staunen, wie weit sie es geschafft haben.