Zeit schenken

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Der Raum ist voller Menschen, die meisten tragen kurzes, ergrautes Haar. Sie alle sind froh, mal etwas Neues zu sehen und Menschen von außerhalb des Seniorenheims zu treffen. Für einige der älteren Leute ist der zweiwöchentliche Gottesdienst im Curanum ein echtes Wochenhighlight. Dieses Projekt ist eines der ältesten, die wir bei Kirche in Aktion haben. Seit 2013 sind wir im engen Kontakt mit der Einrichtung. Das ehrenamtliche Curanum-Team besteht aus vier Leuten im Kernteam, Kristine, Julia, Daniel und Ruben. Während Ruben predigt, kümmert sich der Rest um die Organisation der Musiker*innen, die Liedblätter, die Präsentation und das Abendmahl. Im Gottesdienst beten sie jedes Mal gemeinsam das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis. “Vor Allem bei diesen gewohnten Liturgien und bei den Liedern, die die meisten noch aus Kindheitstagen kennen, merkt man, dass die Menschen, egal in welchem Zustand sie sind, den Gottesdienst genießen.” beschreibt Julia. Nach dem Gottesdienst nehmen sich dann alle Zeit, um mit den Gottesdienstbesucher*innen zu reden und ihnen nette Worte sowie einen Segen für die kommende Woche zuzusprechen. Manche, die nicht aus ihrem Zimmer zu den Gottesdiensten kommen können, besucht Ruben noch nach dem Gottesdienst, da sich einige wünschen, mit einem Pastor sprechen zu können.

Und dann kam die Pandemie und hat dieses Projekt gezwungen zum Stillstand zu kommen. In das Seniorenheim durfte keiner aus dem Team mehr hinein. Auch, wenn es allen Beteiligten schwerviel, gab es keine andere Möglichkeit, um die Rentner*innen zu schützen.

TROTZDEM HAT SICH DAS CURANUM-TEAM PER ZOOM IN IHRER COMMUNITY ON MISSION GETROFFEN UND WEITERHIN ZUSAMMEN GEBETET, GEHOFFT UND GEPLANT.

Es wurden zwei Versuche unternommen, um den Kontakt zu halten, erzählt Daniel, der Leiter des Projektes. “Einerseits gab es eine Aktion, in der wir Karten zu Ostern geschickt haben, anderer- seits wollten wir auch im Advent gerne ein kleines Konzert im Hof geben. Leider konnten wir zweiteres durch die zweite Corona-Welle gar nicht durchführen und die Karten musste leider ohne persönliche Übergabe verschenkt werden.”

Dann im Juni 2021 sind sie das erste Mal wieder da, als die Pandemie soweit abflacht, dass sie die Unterkunft wieder betreten können. Nun tastet sich das Team wieder heran: an einen Gottesdienst mit Masken, ohne Händeschütteln und mit Abstand. “Wir sind so froh, jetzt wieder zu den Menschen gehen zu können.” beschreibt Julia. Daniel ergänzt: “Auch hier hat man wieder gemerkt, welch ein großes Problem die Einsamkeit ist. Als in noch jünger war, war ich einige Zeit als Pfleger tätig und dort habe ich das auch stark gemerkt. Die Leute sind so froh, wenn es ein Event gibt und sie die Musik und den frischen Wind im Heim genießen können”.

FÜR DIE ZUKUNFT UNSERES PROJEKTES WÜNSCHEN WIR UNS, DASS WIR DEN MENSCHEN VOR ORT WEITERHIN TOLLE MOMENTE BESCHEREN KÖNNEN. DAZU SUCHEN WIR VOR ALLEM MUSIKER*INNEN, DIE EIN INSTRUMENT SPIELEN ODER SINGEN, UM DIE LEUTE DURCH MUSIK ZU ERREICHEN. “AUSSER- DEM WÜNSCHEN WIR UNS, DASS WIR NOCH MEHR HELFER UND HELFERINNEN FINDEN, DIE DIE BEWOHNER*INNEN AUCH UNTER DER WOCHE BESUCHEN UND IHNEN EINFACH DURCH DAS ZU- HÖREN EINE FREUDE MACHEN UND ZEIT SCHENKEN WOLLEN.
— DANIEL WARNSTEDT UND JULIA BLADT
BerichtRobert Stoesser