Ein Ort, den man Zuhause nennen kann - Nastja Trotta

 

Als ich aufwuchs war unser Haus - besonders zu Weihnachten - immer offen für ausländische Studierende, Au-pairs, Freunde und Freundinnen und vor allem für Menschen, die keine Familie in der Nähe hatten. So kontrakulturell es auch war, wir haben in der besinnlichen Zeit immer Leute eingeladen. Damit war Weihnachten nicht nur ein kleines Familientreffen. Auch den Gottesdienst habe ich fast jedes Jahr besucht, seit ich ungefähr sechs Jahre alt war.

Das wurde für mich „normal“, und ich beschloss, diese Tradition fortzusetzen, als ich anfing in Darmstadt zu leben und ein Teil von Kirche in Aktion zu werden.


IN DEN LETZTEN VIER ODER FÜNF JAHREN BIN ICH ÜBER DIE FEIERTAGE IN DARMSTADT GEBLIEBEN, UM AUCH DENJENIGEN DIE TÜR ZU ÖFFNEN, DIE SONST ALLEINE FEIERN WÜRDEN.

In letzter Zeit ist das allerdings wirklich schwierig geworden (du weißt schon weswegen). Es war zwar schön für meinen Mann Fabio und mich, unser erstes Weihnachten als Ehepaar alleine zu feiern, aber eigentlich wollten wir das nie so haben.

Allein die Tatsache, dass der Darmstädter Weihnachtsgottesdienst in diesem Jahr möglich war, hat ihn so besonders gemacht. Von dieser Location in Darmstadt aus kann man einen kleinen Blick auf die Stadt werfen. Am ersten Weihnachtstag, als wir uns versammelten, konnte man aus den Fenstern auf die belebten Straßen schauen und sich vorstellen, dass die meisten dieser Menschen auf dem Weg zu dem Ort waren, den sie „Zuhause“ nennen.

Deshalb war es umso wichtiger, dass wir es schaffen in unserem Gottesdienst eine warme Atmosphäre zu schaffen. Wir haben uns auf die kleinen Details konzentriert: Dekoration, Kerzen, Lichter, und alles so einfach wie möglich gemacht.

Viele, die normalerweise regelmäßig den Gottesdienst besuchen, waren nicht bei diesem Weihnachtsgottesdienst. Aber viele Menschen, die nur selten Gottesdienste besuchen, waren da. Die Atmosphäre war offen und herzlich. Jeder hatte das Gefühl, dazuzugehören. Und es fühlte sich wie zu Hause an. 

Mir wurde klar, dass das, was wir tun (all die Arbeit für die Kirche), nicht nur für die christlichen Menschen ist, die sich für die Kirche interessieren. Sondern das, was wir tun, ist für alle da. Jeder Person in unserer Stadt, an der wir auf der Straße vorbeigehen, sucht genau das (ob sie es weiß oder nicht): einen Ort, den man “Zuhause” nennen kann.