AUF INS UNBEKANNTE - MAINZ

 

Damit habe ich wohl die irrationalste Entschei- dung meines Lebens getroffen, aber ich habe irgendwie im Gefühl, dass es gut wird: Ich ziehe in den Osten von Deutschland, nach Leipzig. Einfach nur, weil ein Kommilitone mir gesagt hat, dass unser Studiengang “Evangelische Theologie auf Magister” dort gut ist. Und nun geht es für mich ins Unbekannte. Ich selbst war noch nie in Leipzig und bisher kenne ich da auch niemanden - und gerade das war der ausschlaggebende Punkt, nach meinem Grundstudium woanders zu studieren: Ich möchte einfach viele neue Gesichter sehen, Inspiration erhalten, aber auch Inspiration zu anderen bringen, ich möchte neue Dinge aufsaugen, die ich dann später sortieren kann. Außerdem möchte ich heraus aus meiner wunderschönen christlichen Blase, in der ich es mir gemütlich gemacht hatte.

DIE UNGEWISSHEIT, OB ICH JEMALS DORT EINE GEMEINDE WIE KIRCHE IN AKTION MAINZ FINDEN WERDE, PLAGT MICH DABEI LEIDER EIN WENIG, DENN DIESE KIRCHE IST MEINE FAMILIE UND IHRE BUNTE UND WUNDERSCHÖNE SEITE IST EINZIGARTIG.

Ich kam in einer Zeit, in der vieles im Umbruch, die Community durch den Wegfall des Hauptpastors noch geschwächt war. Zusammen mit Danny und Frank habe ich in dieser Zeit vieles lernen dürfen, habe Verantwortungen für Communities on Mis- sion übernommen, moderiert, Videos produziert, im Good Coffee gearbeitet, Musik oder Technik gemacht und geholfen wo ich konnte. Dabei durfte ich vieles für mich persönlich lernen: Ich habe die Nähe Gottes ganz neu kennengelernt; ich habe das Konzept der Gnade Gottes überdenken dürfen; ich habe gesehen, dass Gott nicht das ist, was ich denke was er zu sein hat; ich konnte erfahren wie es ist, Leute anzunehmen und dort abzuholen, wo sie sind; ich habe verstanden, was es bedeutet, Grenzen zu setzen; ich habe erfahren, dass ich niemandes Anwalt sein muss, sondern Menschen einfach auf Augenhöhe begegnen darf und ich habe gelernt, dass Gott an vielen Punkten ist, und besonders da, wo wir ihn nicht erwarten würden. Es war eine intensive Zeit, in der ich miterleben und mitgestalten konnte, wie diese Community zu einer richtigen Familie heranwächst. Eine besondere Eigenschaft, die wir uns als Kirche angeeignet haben, werde ich besonders vermissen: Unperfektionismus. Der Gottesdienst muss nicht perfekt sein, nein, er ist viel besser, wenn er chaotisch ist, denn dann fühlt man sich viel mehr angenommen, und nicht als Zuschauer bei einer Performance. Das wünsche ich mir weiterhin üfr Kirche in Aktion Mainz, dass alle dort so bodenständig bleiben und weiterhin Gott in den Mittelpunkt stellen, da er es ist, der krass ist und nicht irgendwelche Leute, die einem was vormachen. Gott hat die Macht, das zu nehmen, was wir für ihn haben und wir können kommen wie wir gerade sind, egal wie wir uns fühlen.

Da ich Mainz so liebe, komme ich vielleicht, nach meinem nächsten Studienblock zurück dorthin. Bis dahin freue ich mich über diese prägende Zeit mit euch und werde euch berichten, was in Leipzig so passiert.

DURCH MEIN THEOLOGIESTUDIUM, MEINE CHRIST- LICHE WOHNGEMEINSCHAFT UND MEINE KIRCHE, DIE MEIN LEBEN SEHR GEPRÄGT HAT, HATTE ICH KAUM MEHR BERÜHRUNG ZU DER WELT AUSSERHALB DER BLASE.
— FREDERIC SCHNEIDER
 
GeschichteRobert Stoesser