Berufen zu vertrauen - Laetitia Ferrari, Mainz

 
Mit Laetitia bekommt unser Team an Hauptamtlichen Zuwachs, aber nicht nur das… Eine Freundin und langjährige Ehrenamtliche geht nun einen weiteren Schritt in ihrem Leben, um Gottes Vision für ihr Leben zu folgen. Wir sind stolz auf Laetitia, freuen uns, sie im Team begrüßen zu dürfen und sind gespannt, wie Gott durch sie und ihre Arbeit noch ein weiteres Stück Himmel auf Erden schafft. Willkommen Laetitia.
— Rebecca Stammel

Von Anfang an habe ich Kirche in Aktion Mainz als besonders willkommend und gastfreundlich empfunden. Mittlerweile würde ich sagen, dass ich in ihr eine kleine Familie gefunden habe. Eine Familie, die nicht nur über Glauben spricht, sondern auch Glauben lebt. Schon seit vier Jahren kenne ich Kirche in Aktion, bin aber erst seit drei Jahren richtig dabei. Seit zwei Jahren leite ich die Spielmobil Einsätze und seit vier Wochen bin ich jetzt sogar fester Teil des Mitarbeitenden-Teams in Mainz.

Schon während meines Studiums war mir klar, wo mich Gott hin beruft. Zwischenzeitlich wollte ich sogar mein Bachelorstudium der Sozialen Arbeit abbrechen, um dem Ruf zu folgen, habe mich aber dazu entschlossen, erstmal fertig zu studieren. Nun stehe ich wieder am Anfang einer ganz neuen Aufgabe. Ich möchte Theologie studieren und nebenbei bei Kirche in Aktion Mainz als Beauftragte für Familien arbeiten. Die Idee kam von Menschen aus der Kirche. Als ich manchen erzählt habe, dass ich überlege nochmal zu studieren, aber Mainz mein Zuhause ist und ich die Stadt und die Leute nicht verlassen möchte, haben sie die Idee gehabt, dass ich bei Kirche in Aktion Mainz anfangen soll. Und das mache ich jetzt tatsächlich - es ist ein echt gutes Gefühl, Gemeindearbeit hier zu machen: für Leute, die man sowieso schon liebt. Dort wo man sich Zuhause fühlt, auch noch zu arbeiten - das ist ein Traumjob für mich. Schon immer war mir die Arbeit mit und für Kinder wichtig. Seit ich 14 Jahre alt bin, babysitte ich, war Animatorin für Kindergeburtstage, habe mein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Krippe und einem Hort gemacht. Und auch in Mainz war ich immer für die Kids aktiv - neben dem Spielmobil habe ich mit Becci vor der Pandemie auch ein Kinderprogramm während unseres Gottesdienstes gestartet. Dann, in der Pandemie, war ich Teil des Online-Kinderprogramms “Eintauchen”. Ich finde Kinder sehr inspirierend und cool, weil sie im Moment leben und es lieben etwas Neues zu lernen. Der Zuwachs an Kindern bei uns in Mainz ist nicht zu übersehen und ich möchte mich auch besonders um die Familien kümmern. Ich möchte die Eltern einbeziehen und sie nach ihren Wünschen und Erwartungen fragen. Am wichtigsten ist mir, dass die Kinder etwas mitnehmen, dass sie neue Perspektiven bekommen, die sie von Freunden oder der Schule noch nicht kennen. Ich möchte jungen Menschen die Chance geben, sich einzubringen, ihre Stimmen zu hören und ihnen zeigen, dass sie etwas erreichen können. An dem Traum festzuhalten ist im Moment für mich nicht einfach. Ich weiß zwar, dass Gott mich berufen hat, aber als es vor ein paar Wochen losging, waren meine Zweifel groß. Ich habe alles hinterfragt und meine Motivation war auf einmal weg. In diesen Momenten strecke ich mich nach Gott aus und drehe die Worship Musik laut auf. Dann erinnere ich mich an meine Berufung zurück, an einen Traum, den ich noch ganz klar vor mir sehe. Deshalb vertraue ich darauf, dass Gott mich gerade hier will.

Könnt ihr Euch das vorstellen? Eine Gemeinde mit mehr als 1000 fest angestellten Personen? Bei uns in Deutschland wäre das kaum vorstellbar, aber in anderen Ländern, wie z.B. den USA, gibt es solche großen Kirchengemeinden. Der übliche Reflex in Europa ist: wir möchten auch wachsen und von denen lernen. Wie machen die das?

Die große Kirchengemeinde, mit den vielen fest angestellten Menschen von der ich berichten möchte, ist die Life Church (www.life.church) aus Oklahoma. Eine Delegation des Leitungsteams der Life Church war Anfang Mai bei Kirche in Aktion zu Gast. Nicht um uns zu zeigen, wie „man es macht“, sondern um von uns hier in Deutschland zu lernen, wie wir Kirche in einer hochsäkularen Welt gestalten. Amerika ist uns in vielen Dingen in der Entwicklung voraus. Das beginnt bei Digital-Technologie und endet noch lange nicht bei Freizeitmode. Aber es gibt eine Sache, da sind wir in Europa den US-Amerikanern voraus: der Säkularisierung. Menschen in Europa können ohne einen religiösen Bezug ihr Leben gestalten. Atheismus und Gottesferne oder besser Gottes-Gleichgültigkeit ist bei uns ein vorherrschender Lebensstil. In den Statistiken zu den sonntäglichen Gottesdienstbesuchen wird das deutlich. In Deutschland liegt der Gottesdienstbesuch an einem normalen Sonntag bundesweit bei 9,1% der Katholiken und 3,4% der Protestanten. Da aber weniger als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland einer der großen Kirchen angehört, sind die absoluten Zahlen viel geringer als man das traditionell denkt.

Die Lage in den USA ist - noch - anders. Dort sagen sogar fast 80% aller Menschen, dass sie mindestens einmal pro Woche beten. Und an Sonntagen sitzt immer noch mehr als ein Viertel der gesamten Bevölkerung in einem der vielen stattfindenden Gottesdienste. In den Bundesstaaten im Süden, wie auch in Oklahoma, ist dieser Wert höher. Aber auch dort nimmt die Zahl jeden Sonntag ab und die Pandemie hat diesen Trend noch weiter beschleunigt. Moderne und vorausdenkende Kirchen in den USA arbeiten daher an Strategien, um diesen Trend zu verstehen und aktiv zu begegnen.

So gab es einen sehr intensiven Austausch mit den Freundinnen und Freunden von der Life Church bei uns. Sie staunten, als sie von den City-Pastoren über die vielfältigen Tätigkeiten in den Communities von Kirche in Aktion hörten. Sie fragten genau nach, als es um unsere Communities on Mission ging, denn sie können sich vorstellen, dass dies ein Weg ist, um aus der Konsumentenhaltung vieler Christen in den USA herauszukommen. Und sie waren begeistert, mit welcher Energie und Liebe wir bei Kirche in Aktion ein wenig Himmel in unser Leben, unsere Städte und unsere Welt bringen.

Es war ein erster Besuch, dem sicherlich ein Gegenbesuch folgen wird. Denn wir sind nicht überheblich. Auch wir können noch gute Dinge in der Gestaltung der Kirchenarbeit lernen und die Life Church kann dabei ein Vorbild sein.

 
MainzRobert Stoesser