Comedy im Café

 

Schon beim Umbau des Cafés haben wir daran gedacht, dass wir ein Kulturcafé mit vielen Veranstaltungen sein möchten. Deshalb haben wir direkt eine Bühne integriert.

Mit Corona kamen aber die Schwierigkeiten, Kulturveranstaltungen durchzuführen und auch für unser ehrenamtliches Team, die mit den regelmäßigen Veranstaltungen schon alle Hände voll zu tun hatten, war der Start nach der Pandemie anstrengend und mühsam. Deshalb kamen die Comedy-Abende für uns wie eine Gebetserhörung. Wir beteten lange, dass wir die Chance bekommen, neue Leute kennenzulernen und dass sich organische Events und Abende entwickeln.


Als ich von den Comedy-Auftritten im Good Coffee Mainz hörte, wollte ich den Kontakt der Comedians vom Café bekommen. So erreichte ich unter anderem Ibrahim, der bei ihnen schon aufgetreten ist. Ihn frage ich, ob er Lust hätte, auch in Offenbach aufzutreten. Gemeinsam mit ihm entwickelten wir dann das Konzept, das sich nun “Comedytestcenter” nennt. Ibrahim, selbst Komiker, hat ein Organisations- und Marketingtalent, dass er nun in vollem Potential ausschöpfen kann. Er verknüpft sich mit anderen jungen aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern und bietet ihnen eine Bühne im Café. Mehrere Comedians treten an einem Abend nacheinander auf. Die Tickets dazu kosten fünf Euro und die Mittwoche sind bei uns in Offenbach immer ausgebucht. Ibrahim kümmert sich um den Kartenverkauf und die Werbung und das mit Erfolg. Bis Ende Dezember haben wir jetzt monatliche Termine geplant und wir freuen uns, dass die Künstler:innen bei uns einen gefüllten Raum bekommen, das Café freut sich über den Umsatz an Essen und Getränken und alle freuen sich, nach der Pandemie auch endlich wieder etwas zu lachen zu haben.

Dadurch kommen neue Leute ins Café, die wir nicht über unser eigenes Netz erreicht hätten. Von der Bühne aus können wir an dem Abend dann auch unser Konzept als Fairtrade- und Kulturcafé erklären, laden zu anderen Veranstaltungen wie dem Community-Dinner ein und kommen nach den Veranstaltungen mit vielen Menschen ins Gespräch. So ist es eine Win-Win Situation für alle Beteiligten - Café, Kirche, Comedians und Gäste.


Besonders die Diversität liegt uns in Offenbach am Herzen. Die Vielfalt macht unsere Kirche und unseren Standort besonders und auch Ibrahim schätzt unseren Wunsch danach. Er selbst ist Moslem und hat das Gefühl, dadurch nicht in jeder Location willkommen zu sein. Offenbach war also im wahrsten Sinne des Wortes das “Testzentrum” für diese Abende und mittlerweile gibt es diese Veranstaltungen von Ibrahim sogar in anderen Städten. Das ganze Konzept ist so beliebt, dass es jetzt sogar einen Ableger “Open Mics” in englischer Sprache gibt, bei dem nicht nur Comedians, sondern auch Musizierende bei uns im Café auftreten können.


Für die Zukunft wünsche ich mir, dass noch mehr Ableger entstehen und Künstler und Künstlerinnen dadurch weiter gefördert und inspiriert werden. Es ist schön, das Café so voll zu sehen und die Einnahmen tun uns gut. Am Wichtigsten jedoch sind für uns die Beziehungen, die so einfach und organisch entstehen. Als wir in Offenbach gestartet sind, dachte ich, dass wir einfach eine Kulturmanagerin fürs Café benötigen, die alles organisiert. Jetzt aber zu sehen, dass Menschen wie Ibrahim, die selbst aus der Branche sind, Freude und Interesse daran zeigen, hat mich zu einem Umdenken gebracht: Diversität in unseren Interessen, Meinungen und vielem mehr macht uns kreativer, organischer und bereichert uns. Dazu muss man mit den Leuten arbeiten, die man auch erreichen möchte und das macht, auch wenn es herausfordernd scheint, unglaublich viel Spaß.


Anemone Butt