Geborgenheit und Vertrautheit - Silke Goeb

 
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Ein Bibelstudium der ganz anderen Art, Studymaps, hat mich zuletzt sehr bewegt. Seit Anfang des Jahres treffe ich mich wöchentlich unter Roberts Leitung mit ein paar Leuten über Zoom zu einem Bibelstudium. Dort wird der Bibeltext mit kleinen Bildern visualisiert und neben einer deutschen Übersetzung steht auch der griechische Text dabei. Wir lesen jedes Mal nur vier bis fünf Verse und nehmen diese dann genauer unter die Lupe. Wir lesen sie immer wieder, schauen uns die Bedeutung einzelner Worte an, und teilweise lernen wir sie auswendig. Die Diskussion ist immer sehr spannend. Anschließend gehen wir ins Gebet und in die Stille. Auch das ist oft sehr intensiv und es überrascht mich oft, wie die wenigen Verse dann ganz persönlich werden.

Zuletzt haben wir das Lukas-Evangelium gelesen. Das 2. Kapitel ist eine der bekanntesten Stellen der Bibel: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde....“ Richtig erkannt: die Weihnachtsgeschichte. Gefühlt habe ich diese schon tausendmal gehört.

WÄHREND DER ANSCHLIESSENDEN GEBETSZEIT, IN DER WIR ALLE ERSTMAL STILLE WERDEN, ER INNERTE ICH MICH AN MEINE KINDHEIT, WIE ICH MIT MEINER FAMILIE AN WEIHNACHTEN ZUSAMMEN SASS UND MEINE OMA IMMER DIE WEIHNACHTSGESCHICHTE VORGELESEN HAT.

Und ich tauchte ein in das Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit. Doch ganz plötzlich wurde ich aufgeschreckt, ein Wort, ein Gedanke, ein Satz jagte mir durch den Kopf. Durch den Schreck begann der Gedanke zu verblassen, aber im letzten Moment konnte ich ihn doch noch erfassen: „... und jetzt bist du dran dies weiter zu geben.“ Und ich frage mich: Wie jetzt? Ich? Geborgenheit? Vertrautheit? Wie das?

Ich war verwirrt, ja sogar irritiert, denn ich fühle mich nicht als typische Person für diese Aufgabe. Ich bin keine Oma, ja noch nicht einmal Mutter (und werde es auch nicht mehr) und sehr viel Vertrautes befindet sich bei mir zurzeit im Umbruch. Ich verstand es nicht, aber mein Gedankenkarussell kreiste in den nächsten Tagen immer wieder darum und kam nicht mehr zur Ruhe. Etwa eine Woche später trafen wir uns nochmal zum Austausch und Gebet. In dieser Gebetszeit stellte sich ein tiefes Gefühl von Frieden bei mir ein. Eine innere Ruhe. Alle meine aufgewühlten Gedanken verstummten. Was blieb war ein “Angenommen-Sein“. Und in dieser Verbundenheit mit Jesus erlebte ich als eine ganz neue Freiheit. „Freiheit“, das war für mich bisher ein leeres Wort, aber jetzt erlebte ich es.

Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis das alles in meinem Verstand, in meinem Herzen und in meiner Seele richtig angekommen und verankert ist, aber ich bin auf dem Weg und bereit für das, was Gott sich für mich und von mir wünscht.

 
GeschichteRobert Stoesser