Gemeinsames Oster-Festival - Frank Stammel

 

Sechs Events, zu verschiedenen Tag- und Nachtzeiten, mit verschiedenen Pastor:innen und Teilnehmenden aus verschiedenen Gemeinden - was sich anhört wie ein christliches Festival ist die besondere Kooperation, die an Ostern zwischen der Pauluskirche und Kirche in Aktion stattgefunden hat. Seit vielen Jahren ist die Pauluskirchengemeinde in der Mainzer Neustadt unsere Heimat für Gottesdienste, das Neustädter Kirchencafé und in den letzten Jahren auch für die Lebensmittelaktion. In den vergangenen Monaten ist mehr und mehr das Bedürfnis gewachsen, mehr zu sein als nur zwei Gemeinden die irgendwie in einem Vermieter-Mieter Verhältnis ihr jeweils eigenes Programm durchziehen. In einigen Gesprächen stellten Pfarrer Matthias Teutsch, Mitglieder des Kirchenvorstands der Pauluskirche und ich fest, dass es an der Zeit ist, das mal anzugehen. Wie es der Terminkalender so wollte, stand Ostern direkt vor der Tür und wir ergriffen die Initiative. Mit einem bunten Programm aus 6 Gottesdiensten in 5 Tagen haben wir die verschiedenen traditionellen unierten Gottesdienste der Landeskirche, Gebets- und Reflexionszeiten, Taize-Abende und einen großen Worship-Gottesdienst zur Osternacht unter einen Hut gebracht.

Die Kooperation sollte dabei von Anfang nicht nur auf ein schönes Osterfest ausgelegt sein, sondern auch eine Perspektive geben für eine langfristige Zusammenarbeit in der man Reich-Gottes zusammen baut, wenn auch auf seine verschiedenen Arten. Wichtig war allen Beteiligten, dass hier ein großer Fokus auf ein „gemeinsam“ entsteht. Das stand auch über die gesamte Zeit der Vorbereitung im Vordergrund. Strukturen, Abläufe, Verantwortungen - das alles war schnell und unkompliziert geklärt. Man verstand sich fast ohne große Absprachen. Dann blieb Zeit für Fragen, für Austausch, für ein Kennenlernen der jeweils anderen „Partner in selber Mission“. Dieser Austausch und das wachsende Gefühl von Verständnis und Wertschätzung haben vom ersten Vorbereitungstreffen an, diese Kooperation zu einem Gewinn gemacht.

Die Ostertage waren dann das krönende Highlight. Wir haben uns dazu entschieden unsere zwei Frömmigkeitsstile und Stile von Gottesdiensten nicht zu mischen, sondern einzelne Veranstaltungen ganz in einem Stil umzusetzen. So gab es am Donnerstag Abend einen Eindruck von Jesus letztem Abend in Gemeinschaft seiner Jünger. In einem nachempfundenen Sendermahl hat Pfarrer Teutsch in diesen jüdischen Brauch eingeführt. Am Karfreitag morgen gab es einen landeskirchlichen Gottesdienst mit Pfarrer Teutsch in dem ich die Eingangsliturgie übernehmen durfte. Der Altar, die Kanzel und die Christusstatue waren schwarz behangen und den Raum erfüllte eine Atmosphäre der Tiefe. Freitag Abend hat Kirche in Aktion zu einem meditativen Kreuzweg eingeladen, den City-Pastorin Becci Stammel vorbereitet hatte. Am Samstag Abend ab 23:00 Uhr kamen dann beide Gemeinden zusammen zu einer großen Worship-Nacht, mit der wir die Auferstehung feiern wollten und quasi „live“ dabei waren. Ganz zeremoniell wurde der Altar, die Christusstatue wieder von ihrer schwarzen Decke befreit. Feierlich zog die Osterkerze ein und alle stimmten mit gewaltiger Freude ein: „Der Herr ist auferstanden“. Viele Lieder später gingen wir alle müde und glücklich ins Bett um am nächsten Morgen um 10:00 Uhr wieder zusammenzukommen.

Der Ostersonntag morgen wurde mit einem landeskirchlichen Gottesdienst gefeiert. Zu Gast war der Posaunenchor der Pauluskirche. Eine feierliche, ganz königliche Atmosphäre erfüllte den Raum! Im Anschluss gab es dann eine große gemeinsame Osterfeier. Alles war dort zu finden: Leckeres Essen vom Grill, eine Ostereiersuche für Familien mit Kindern - die Gemeinschaft, das „ein Leib“ sein, das wir uns erträumten, war real. Einen Sonntag lang war dieser Garten, wie schon so oft, ein Ort an dem Himmel auf Erden wirklich stattgefunden hat. Am Montag Abend ließen alle die Eindrücke des Osterfestes sacken und ruhten sich aus, bei einem Taize-Gottesdienst, um ganz in Ruhe vor Gott zu kommen.

Ich habe es geliebt! Ein Osterfest, das mir sowohl mein Herz für Gemeinschaft, für Ökumene, für Jesus und für die Menschen zum Strahlen brachte! Für mich waren es zwei Heimaten, die nun zusammen gefunden haben, denn auch ich komme ursprünglich aus der Landeskirche. Aber für viele andere war es eine neue Erfahrung, die dann zu einer zweiten Heimat werden konnte. Viele unserer Freunde:innen und Mitglieder erkannten: Eine Orgel ist speziell, traditionelle liturgische Gesänge vielleicht gewöhnungsbedürftig... Aber die Bedeutung, die Intention und die Anwesenheit des Geist Gottes bleiben immer die selbe. Viele haben gesagt, das sie sich nicht vorgestellt hätten, das sie doch auch Gottesdienste mit Orgelmusik mochten. „Nicht für jeden Sonntag, aber auch nie wieder ganz ohne“ hat es Winni zusammengefasst.

Umgekehrt waren die Gemeindemitglieder der Pauluskirche begeistert von Gottesdiensten, die so von Leidenschaft und einer Atmosphäre der Liebe geprägt waren. Gerade die Worship-Nacht an Ostersonntag, war für viele Mitglieder der Pauluskirche ein völlig neues Erlebnis, das sie aber sehr genossen haben! Die moderne Musik, das gemeinsame Feiern und die Erfüllung mit dem Geist Gottes war für viele ein Erlebnis, das sie gerne wiederholen möchten! Pfarrer Teutsch sagte zu diesem Gottesdienst, dass er berührt und begeistert davon ist, wie authentisch und ganzheitlich wir unseren Glauben leben und es auch wirklich so meinen. Das spürte er in jedem Gebet und jedem Lobpreislied. Am Sonntag morgen sagte er: in über 40 Jahren Dienstzeit war das das schönste Osterfest das er gefeiert hat!

Kirchenvorsteher Dieter Kurz sagte zu der Lobpreisnacht, dass besonders das festliche Enthüllen der Christusstatue und das gemeinsame Anzünden der Osterkerze für ihn ein völlig neues und berührendes Osterfest geschaffen hat. Über Grenzen der Generationen und sozialen Milieus hinweg wurde hier Gemeinschaft und Freude gelebt, auf einer Spannweite, deutlich breiter als wir es sonst erleben dürfen.

Ob wir so eine Kooperation wiederholen würden? Diese Kooperation ist noch lange nicht vorbei.

Ostern war ein Türöffner, ein Startschuss und ein Kennenlernen. Wir hoffen, darauf folgen noch viele weitere gemeinsame Feste, Gottesdienste und Aktionen mit denen wir Begegnung möglich machen.

 
Bericht, MainzRobert Stoesser