Suche nach Frieden - Ali

 

Der Burgerladen meines Schwagers ist direkt um die Ecke des Good Coffees in Offenbach. Dort arbeite ich Nachmittags und mache Burger. Morgens bin ich in der Sprachschule, um Deutsch zu lernen. Seit eineinhalb Jahren bin ich in Deutschland. Aus meiner Heimat, dem Iran, musste ich fliehen, da ich dort nicht mehr sicher war. Die Regierung im Iran hatte mich als “Staatsfeind” auf dem Schirm, weil ich nicht über die Ungerechtigkeiten schweigen konnte, die im Iran geschehen. Im Gegenteil - ich organisierte Demonstrationen und sprach auch auf meiner Arbeit in der Pharmabranche bei Vorträgen offen über meine Ansichten.

VERFOLGT VON DER REGIERUNG, FLOH ICH NACH DEUTSCHLAND.

In Gießen kam ich zuerst an und dort suchte ich mir direkt eine Kirche, zu der ich gehen konnte. Durch meine Schwester, die schon seit sechs Jahren in Deutschland lebt, bin ich zum Glauben gekommen. So bin ich in Gießen von Kirche zu Kirche gezogen und habe dann eine Kirche gefunden, in der viele Iraner sind. Die Leute dort haben mir gut getan, auch wenn der Glaube hier sehr streng und eher konservativ gelebt wurde. Nach einiger Zeit zog ich nach Dreieich und schlussendlich nach Offenbach. Ende Sommer letzten Jahres habe ich dann durch meinen Schwager Anemone vom Good Coffee kennengelernt. Auf meine Frage hin, ob er in der Gegend Christen kennt, hat er mich an sie verwiesen. Schon länger hatte ich den Wunsch mich taufen zu lassen, auch schon im Iran, aber bisher ist es nie dazu gekommen. Dann, am Tauffest im Mai war es endlich soweit: Ich stand im Taufbecken, ein Pool im Vorgarten der Stadtmission Offenbach, mit City-Pastorin Anemone Butt zu meiner rechten Seite und City-Pastor Eric Smith zu meiner linken Seite. Schon lange hatte ich mich darauf gefreut allen zeigen zu können, dass ich Christ bin, durch diese Taufe. Und dann kam der Moment als ich unter Wasser war. Es war ein komisches Gefühl, vor allem als ich aus dem Wasser aufgetaucht bin. Ich habe eine Leichtigkeit gefühlt, Druck und Belastung sind weggefallen. Ein neues, gutes Gefühl der Freiheit kam über mich. Und deshalb habe ich auch das Video von meiner Taufe direkt online gestellt. Ich will den Leuten zeigen: Das bin ich und mein Glaube ist mir wichtig. Besonders berührt mich am christlichen Glauben die Freundlichkeit und die Freiheit. Ganz anders im Iran, in dem Frauen nichts zu sagen haben und manche für ihre Taten öffentlich gehängt werden, gibt es meiner Meinung nach im Christentum Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung - keine Gewalt, keine Rache und kein Hass. Und das wünsche ich mir auch für alle: Dass ihr nach dem sucht, was wirklich frei macht, dass ihr aktiv bleibt in eurem Glauben, euch für Frieden einsetzt und dass ihr lieb zueinander seid, egal wer euch gegenübersitzt. Deshalb engagiere auch ich mich weiterhin bei Kirche in Aktion in Offenbach, bin in der Gemeinschaftsunterkunft in Eppertshausen und bei den Community Dinnern dabei.