Parallelwelt - Geschichten von PE/IX

IMG_6388.JPG

Als wir das Café betreten, erscheint alles in rotem Licht. Die Club-Musik dringt einem direkt ins Ohr und die Luft ist voller Spannung. An diesem Abend, der sich “Lovestories” nennt und von unserem Team von PE/IX vorbereitet wird, verwandelt sich das Café Awake in einen verruchten Ort.

Im Raum verteilt finden wir Schilder, die verschie- dene Dinge beschreiben. Ein Schild zum Beispiel liegt neben einem Smoothie-Mixer und hinter diesem hängen viele Aufnahmen einer Sicher- heitskamera. Diese Station beschreibt die Bekanntschaften zwischen den Security-Angestellten der Bordelle und unseren Mitarbeiterinnen von PE/IX. So gestaltet sich der Abend schon vor Beginn des Programms interessant und aufregend, aber auch nachdenklich.

Der Raum füllt sich und es bleibt kaum noch Platz zum Stehen. Eng nebeneinander bildet die Menge eine aufmerksame Masse, die mit Spannung den Geschichten lauscht, die von den Mitarbeiterinnen von PE/IX erzählt werden.

SIE ERZÄHLEN WIE DEUTSCHLAND ZU EINEM SEXTOURISMUS-LAND GEWORDEN IST. HOHE ZAHLEN MACHEN UNS AUFMERKSAM AUF DAS PROBLEM.

15 Milliarden Euro im Jahr werden mit Prostitution in Deutschland verdient. Aber davon sehen die Menschen, die in dieser Branche arbeiten, meistens nicht viel. 1800 weibliche Prostituierte und 700 männliche Prostituier- te sind in Frankfurt und müssen tagtäglich ihre Dienste an viele Freier anbieten, um alleine ihre Zimmermiete zahlen zu können. PE/IX möchte ihnen zeigen, dass sie nicht vergessen sind, dass sie wertvoll sind und dass es Leute gibt, die für sie da sind, auch wenn sie das Zimmer kaum verlassen können.

Das Ziel dabei ist weder konkret der Ausstieg noch Bekehrung, sondern gemeinsam Wunder zu erleben. Es gibt dabei zwei verschiedene Arten von Wundern. Während “Wunder A” bedeutet, dass sich das Leben der Menschen, die im Bordell- gewerbe arbeiten, verbessert, ist das “Wunder B” die Veränderung von jedem Einzelnen durch die Begegnung mit den Frauen und Männern. Und von diesen Begegnungen berichten die Standortleiterinnen von PE/IX. Ihre Geschichten inspirieren zum Nachdenken, zum Weiterer- zählen, zum Mitmachen. Sie nehmen uns mit in eine Art Parallelwelt, die einen entsetzt und betrübt, aber die einen auch anspornt, mehr für die Menschen in dieser Parallelwelt da zu sein.

Und so tragen wir uns am Ende des Abends auf die Freundesliste von PE/IX ein, da wir mehr davon erfahren wollen, mehr dabei sein wollen, mehr darüber nachdenken wollen, wie wir uns für A- und B-Wunder einsetzen können.

Prostitution SCHEINT EIN TABUTHEMA ZU SEIN, WEIL SICH WENIGE MIT DER THEMATIK AUSEINANDERSETZEN - MAN IST NICHT AUFGE- KLÄRT. DER ABEND VON PE/IX WAR HERVORRAGEND GEMACHT UND HAT DAS THEMA VIEL GREIFBARER FÜR MICH UND VIELE ANDERE GEMACHT. WEITER SO!
— RACHEL FAUPEL-SKUY
d12e95e5-f619-47a6-aa64-3e366fff34a7.JPG
IMG_6384.JPG