Jahida Orphanage - Narges Quasima Sprengel

 

Jeden Tag klopfen Kinder in Kabul in Afghanistan an unserer Tür. Zuletzt zwei kleine Mädchen, die eine acht, die andere zwei Jahre alt. Sie waren von oben bis unten mit Staub und Dreck bedeckt und abgemagert. Die Hände der Achtjährigen zeigten schwere Brandverletzungen und sie weinte und flehte uns an, ihre kleine Schwester in unser Kinderheim aufzunehmen. Später erzählte sie uns, dass sie beim Brot klauen erwischt wurde, und die Taliban deshalb ihre Hände in kochendes Öl gesteckt haben, weshalb sie sie nun kaum noch benutzen kann. Solche Fälle erleben wir in Kabul tagtäglich.

Im Jahida Orphanage wohnen schon 30 Kinder, die uns teilweise selbst gefunden haben. Andere haben wir von der Straße mitgenommen, um den Waisen bei uns ein Zuhause zu bieten. Die Kinder schlafen, essen und lernen bei uns oder besser gesagt bei meinem langjährigen Freund Noori in Kabul. Er hat ein Teil seines Grundstückes zu Verfügung gestellt und mit seiner Baufirma das Waisenhaus darauf gebaut.

Ich selbst bin, als ich sieben Jahre alt war, aus Afghanistan geflohen. Zuerst bin ich mit meiner Mutter und meiner Schwester in Indien gewesen und bin dort zur Grundschule gegangen. Später sind wir weiter nach Deutschland gezogen. Dorthin war meine älteste Schwester schon vor meiner eigenen Reise alleine hingeflüchtet. Damals schon haben wir viel von dem Geld, das wir uns durch kleine Jobs beim Zeitungen austragen oder in Bäckereien verdient haben, nach Afghanistan geschickt. Und auch später hat mich meine Vergangenheit, meine Wurzeln, nicht losgelassen. Deshalb habe ich kontinuierlich mehr Geld nach Afghanistan geschickt, welches für Witwen und das Aufrichten von bombardierten Häusern verwendet wurde. Zusammen mit Noori, meinem treuen Partner vor Ort, der in Kabul wohnt, konnten wir vielen Leuten helfen. Aber momentan ist es schlimmer denn je. Egal wie schlecht es den Leuten vor Ort ging, der Familienzusammenhalt war immer groß. Nun erleben wir etwas, was wir vorher so nicht gesehen haben: Die Familien versuchen uns ihre Kinder zu verkaufen oder sogar zu schenken, damit sie versorgt werden. Aber nicht nur das. Es tauchen immer mehr Kinder auf, die aus unerklärten Gründen zu Waisen geworden sind. Viele warteten daheim auf ihre

Eltern und nachdem diese tagelang verschwunden blieben, verließen sie in der Not ihr Zuhause in der Hoffnung, anderswo Essen zu bekommen.

Unser Ziel ist es deshalb, in unserem neu errichteten Waisenhaus zum einen Witwen mit ihren Kindern und zum anderen Waisenkinder unterzubringen, damit sich die Mütter mit um die anderen Kinder kümmern können. Bisher haben wir zuerst nur diese aufgenommen und zwei Betreuende, zwei Lehrende sowie eine Person angestellt, die alle Speisen für die Kinder zubereitet. Während die Betreuenden über Nacht bleiben, unterrichten die Lehrenden tagsüber Mathe, Englisch und eine Art Ethik Unterricht für die wir eigens Bücher hergestellt haben.

Damit wir noch mehr als die 30 Kinder aufnehmen können, möchten wir eine Stiftung gründen. Um die Unterbringung von einem Kind zu finanzieren, brauchen wir monatlich 60 Euro für Wasser, Strom, Lebensmittel, Betreuung und den Unterricht. 

Da die Anfragen der Kinder und Witwen so viele sind, fühle ich mich, als hätte ich ein Fass ohne Boden geöffnet. Nachts kann ich nicht schlafen aus Angst davor, Kinder aufgrund der Geldnöte abweisen zu müssen. Nun hilft uns Kirche in Aktion bei der Bürokratie und ich hoffe und bete, dass ich und Noori bald noch mehr Menschen in unser Heim aufnehmen können.

Damit es bei diesem Projekt weitergehen kann, bitten Noori und ich euch um eure Unterstützung durch Spenden. Unter dem Verwendungszweck “Afghanistan” könnt ihr auf das Konto für die Hilfsprojekte von Kirche in Aktion spenden.

IBAN:  DE13 5206 0410 0004 1019 01