Nicht wegschauen: Dominik Lubetzki

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Von Erde, Schweiß und Sand verschmutzt, schwingen die Leute um ihn herum Hacken und Schaufeln, um das Loch fertigzustellen. Nach drei Tagen Buddeln soll das Trampolin langsam Form annehmen. Alle Kinder, die im Kinderheim Agape in Rumänien wohnen, packen mit an, sodass das ganze Vorhaben ein lustiges, aber nicht ganz ungefährliches Abenteuer wird. So oder so ähnlich hat Dominik sich einen Hilfseinsatz vorgestellt. Nachdem er den Erfahrungsbe- richt von Hiwot über den Hilfseinsatz 2017 in Indien gehört hat, packte auch ihn die Neugier. Die positive Veränderung, von der sie erzählt, möchte er auch erleben. So entscheidet er sich schon 2018 dafür, mit auf einen Hilfseinsatz nach Rumänien zu fahren.

VON DER LIEBE UND DER OFFENHEIT DER GASTFAMILIE UND DER KINDER ÜBERWÄLTIGT, FÜHLT ER SICH DIREKT WIE EIN TEIL DER PATCHWORK-FAMILIE, DIE IN DEM KINDERHEIM LEBT. IN EINEM AUGENBLICK NOCH EIN FREMDER AUSLÄNDER, WIRD ER IM NÄCHSTEN WIE EIN GROSSER BRUDER AUFGENOMMEN. UND SO ENTSCHLIESST ER SICH, AUCH 2019 WIEDER MITZUKOMMEN.

Das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige zu tun, überkommt ihn wieder, als er bei der Ankunft 2019 von einer Horde freudiger Kinder empfangen wird. Es ist ein überwältigendes Erlebnis für ihn, als er feststellt, dass die Kinder sich über ein Jahr lang auf ein Wiedersehen mit ihm und den Anderen im Team gefreut haben. Gerade wenn Dominik die strahlenden Gesichter sieht, kann er sich kaum vorstellen, was sie durchgemacht haben. Vor allem die Geschichte eines Kleinkindes, das von seinen Eltern in einem Hundezwinger gehalten wurde, hat ihn schockiert und ihn zum Nachdenken angeregt. Dass diese Kinder trotz den traumatischen Erlebnissen so offen sind und dort das ganze Jahr über so unbeschwert spielen und leben dürfen, erfüllt ihn mit Freude.

Schon nach dem ersten Hilfseinsatz beginnt Dominik die Welt in einem anderen Licht zu sehen. Es erstaunt ihn sehr: Man geht auf einen Einsatz, um Himmel auf Erden zu bringen, dabei bekommt man so viel zurück und die eigenen Probleme rücken in weite Ferne. Dominik beschreibt, wie ihn der Hilfseinsatz ganz unerwartet selbst bereichert und gleichzeitig bescheidener gemacht hat. Und auch für Dominiks Alltag in Deutschland hat das einiges geändert. Gerade wenn es um hilfsbedürftige Menschen geht, will Dominik nicht mehr wegschauen, denn niemand hat es verdient, ignoriert zu werden. Auch wenn man nicht jedem helfen kann, kann man doch für andere da sein.

NEBEN DEN NEUEN, SPANNENDEN KULTUREN, DIE MAN KENNENLERNT UND DEM ERHOLSAMEN REDUKTIONISMUS, KÖNNEN DIESE ERFAHRUNGEN NICHT IM ALLTAG GESAMMELT WERDEN. MAN LERNT SICH SELBER NEU KENNEN UND ENTDECKT UNGEAHNTE STÄRKEN UND TALENTE. DEN MENSCHEN DAS LEBEN ZU VERSCHÖNERN IST EINE DER BEDEUTENDSTEN UND WOHLTUENDSTEN ABWECHSLUNGEN DEINES LEBENS.
— DOMINIK LUBETZKI