Trauertreff “Frei-Raum” - Silke, Offenbach

 

Wir alle kennen das Gefühl von Traurigkeit. Eine Leere, Stille, die Frage nach dem Warum - Trauer nach dem Verlust einer geliebten Person ist hart. Oft bekommt man von Freund:innen und Familie Beistand in den ersten Tagen, Wochen und Monaten. Es gibt viele Angebote von professionellen Seelsorgenden, direkt nachdem man jemanden verloren hat. Nach ein, zwei Jahren wird das Bewusstsein, die Akzeptanz und das Hilfsangebot der Menschen um einen herum weniger, aber die Trauer bleibt. Sie bleibt ein ständiger, unterbewusster Begleiter im eigenen Leben .

Da Silke ihren Mann vor acht Jahren verloren hat und deshalb dieses Gefühl selbst zu gut kennt, möchte sie für andere Menschen, die trauern, da sein. Schon lange überlegt sie, wie es konkret aussehen könnte, da sie selbst keine Seelsorgeausbildung hat. Am Eröffnungswochenende von Kirche in Aktion Offenbach 2019 hat sie als Ehrenamtliche ein Trauercafé-Nachmittag mit Andreas Enkelmann angeboten. Deshalb kam Anemone, City-Pastorin in Offenbach, vor Kurzem auf sie zu, um sie zu fragen, ob sie so etwas erneut anbieten kann, dieses Mal im Good Coffee Offenbach. Nach kurzer Überlegung, sagt Silke zu, denn sie sieht das als eine gute Chance, etwas Besonderes anzubieten: Einen Trauertreff von Trauernden für Trauernde. Das ganze soll kein professionalisiertes Selbsthilfe Gespräch zwischen einer beratenden Person und dem zu beratenden Menschen sein, sondern einfach regelmäßig den “Frei-Raum” geben, um offene Gespräche möglich zu machen. Jeden zweiten Donnerstag um 17:00 Uhr will Silke im Good Coffee für Menschen bereitstehen, die seit Kurzem oder auch schon seit langer Zeit um jemanden trauern. “Viele Angebote sind für das erste akute Jahr, bei vielen setzt aber erst später die Trauerarbeit ein. Bei mir war es so, dass das erste Jahr komplett an mir vorbeigegangen ist. In dieser Zeit habe ich nur versucht zu überleben. In vielen Gesprächen habe ich  herausgefunden, dass es anderen ähnlich geht. Deshalb möchte ich eine Gruppe ins Leben rufen, die dauerhaft zusammenkommt. Ein Kreis an Personen,  in dem man einfach man selbst sein kann, ohne etwas vorgeben zu müssen, was man gar nicht fühlt. Eine Gruppe von Leuten, die etwas Ähnliches erfahren haben. Gegenüber Menschen, die nicht selbst trauern, kann man nicht immer alles erzählen, da man Angst hat, nicht verstanden zu werden. Man hat nicht immer die Kraft, die eigenen Gefühle zu erklären. Aber andere Trauernde sprechen dieselbe Sprache wie man selbst. Mein Ziel ist es, dass sich Freundschaften bilden und man sich gegenseitig auch außerhalb des Treffs unterstützt.”

Bei dem Trauertreff soll jeder den Raum bekommen, etwas von sich selbst zu teilen und anderen auch zuzuhören und beizustehen. Fragen offen stellen, Tipps geben, einander verstehen und gestärkt wieder auseinandergehen - das ist Silkes Wunsch. “Schon lange wollte ich so etwas machen, hatte aber keinen konkreten Plan. Bei diesem Projekt habe ich einfach ein gutes Gefühl, was mich selbst ein bisschen überrascht - ich fühle mich gar nicht gestresst oder angestrengt, obwohl ich normalerweise, wenn etwas Neues auf mich zukommt, ein echtes Nervenbündel bin. Ich freue mich einfach darauf, da ich weiß, dass ich dort an der richtigen Stelle bin - ich habe etwas zu geben und lasse das Ganze auf mich zukommen. Ich fühle mich von Gott dorthin geleitet. In einem Projekt, in dem ich sein kann, wer ich bin. Ich freue mich sehr darauf.”